Die Westbahn-Geschäftsführer Thomas Posch und Marco Ramsbacher üben scharfe Kritik an den Verkehrsdiensteverträgen, die den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in diesem Jahr rund 1,5 Milliarden Euro einbringen sollen.
Der private Bahnbetreiber plant, ab März 2026 zu beweisen, dass auch die Südstrecke gewinnbringend betrieben werden kann. Das Unternehmen sieht sich mit seiner geplanten Erweiterung des Bahnangebots auf Kurs: Mit drei Hochgeschwindigkeitszügen des Schweizer Herstellers Stadler, die bis zu 250 km/h erreichen, soll die Verbindung Wien – Klagenfurt in drei Stunden und 15 Minuten absolviert werden. Nur 24 Minuten später soll der Zug in Villach eintreffen.
Die Westbahn will dabei ohne staatliche Subventionen profitabel arbeiten. Laut „Kleiner Zeitung“ belaufen sich die Kosten für die neuen Züge auf rund 120 Millionen Euro. Bereits Ende des kommenden Jahres soll die Verbindung bis Lienz in Osttirol verlängert werden, danach sind Bozen und Venedig als weitere Ziele vorgesehen.
„Derzeit suchen wir etwa 100 zusätzliche Mitarbeiter, darunter 50 Stewards und bis zu 30 Triebfahrzeugführer“, erklärte Posch gegenüber dem „Kurier“. „Wir wollen zeigen, dass sich auch auf der Südstrecke hohe Qualität bieten lässt und wirtschaftliches Arbeiten ohne Subventionen möglich ist.“

Mit diesen Aussagen kritisierte Posch indirekt erneut die Verkehrsdiensteverträge, die laut ihm den ÖBB heuer rund 1,5 Milliarden Euro einbringen. Damit werden vom Staat bestellte Strecken gefördert, etwa Graz – Linz und verschiedene Nebenbahnen. Posch bemängelte, dass diese Milliardenbeträge ohne Ausschreibung vergeben würden, während für andere Anschaffungen eine Ausschreibung verpflichtend sei.
Der ÖBB-Konzernbetriebsrat wies die Kritik zurück. Es handle sich nicht um Subventionen, sondern um die Bezahlung klar bestellter Leistungen, so Betriebsrat Roman Hebenstreit: „Wenn die Republik 1,5 Milliarden Euro für Verkehrsdiensteverträge ausgibt, dann bezahlt sie damit die Sicherstellung der Mobilität in der Fläche, den Betrieb von Nebenbahnen sowie Früh- und Spätverkehren, die wirtschaftlich sonst nicht machbar wären. Diese Leistungen als Subvention zu bezeichnen, verzerrt bewusst die Realität und ignoriert den tatsächlichen Aufwand.“
Einen konkreten Zeitpunkt, ab wann die Südstrecke Gewinne abwerfen soll, wollte Ramsbacher nicht nennen. Auf der Weststrecke habe es sechs Jahre gedauert, bis schwarze Zahlen geschrieben wurden, erklärte Posch im Gespräch mit der Tageszeitung „Die Presse“. Die Verbindung nach Stuttgart sei dagegen bereits nach zehn Monaten rentabel gewesen. Laut Posch liege die Zugsverbindung aktuell um den Faktor 2,5 über dem Budget, wie er im „Kurier“-Interview ergänzte.
